Die geschichtliche Entwicklung des Vereins

 

(Mit Auszügen aus der Festschrift „100 Jahre Turn- und Sportverein Jork“ von 1994)

Nachdem Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852) in Berlin die Turnbewegung initiiert hatte, breitete sich diese von den Städten auch in den ländlichen Bereich aus. 

Nach Gründung von Turnvereinen in den benachbarten Orten Stade, Buxtehude und Horneburg veröffentlichten die Herren August Frederichs, ein Handlungsgehilfe Schmidt und der Schneidermeister Peter Hartje in der Nummer 67 der "Altländer Zeitung" vom Dienstag, dem 4. September 1894, folgendes Inserat: 

Für Jork und Umgebung ist die Gründung eines Turnvereins in Aussicht genommen worden. Alle diejenigen, welche sich hierfür interessieren, wollen sich zu der am Sonntag, dem
9. September, abends 8 Uhr, im Gasthaus des Herrn Wilhelm Michelsen in Jork stattfindenden Versammlung einfinden. 

Damit war für den Ort Jork die erste öffentliche Aufforderung zur Gründung eines Turnvereins gegeben. 

Im Vorwort des ersten Protokollbuchs wird berichtet, dass sich zur Gründungsversammlung über 40 Personen eingefunden hatten. Auf Wunsch der Einberufer wurde die erste Versammlung durch Herrn Emil Klotz eröffnet und der Zweck der Gründung eines Turnvereins dargelegt. 20 Mitglieder traten dem Verein als aktive Turner bei. Außerdem erklärten sich mehrere Anwesende bereit, den Verein als Turnfreunde (passiv) zu unterstützen. Auf Vorschlag dieser ersten Versammlung wurde ein aus 6 Mitgliedern bestehender Ausschuss gebildet, der Vereinsstatuten entwerfen und eine neue Versammlung einberufen sollte. 

Schon am 18. September 1894 fand diese Versammlung statt und der Turnverein zu Jork in „aller Form“ gegründet. Gegründet wurde der Verein mit 36 Turnern, 3 Turnzöglingen (Kinder oder Jugendliche) und 11 Turnfreunden. Als Vereinslokal wird das "Gasthaus Wilhelm Michelsen" in Jork bestimmt. 

Ein Jahr später zählte der Turnverein 53 Turner, 17 Turnzöglinge und 45 Turnfreunde. Im Jahr 1926 betrieben 320 Mitglieder Vereinssport und 100 Jahre nach Vereinsgründung (1994) hatte der Verein ca. 1.500 Mitglieder in 8 Abteilungen. 

Bei der Gründung des TuS Jork beschaffte sich der Turnverein durch Herausgabe von Anteilscheinen mit einem Gesamtwert von 420 Reichsmark, die von Turnern und den Turnfreunden gezeichnet wurden, die Mittel für folgende Erstausstattung: (1 transportables Reck, 1 Barren, Sprungständer, Matten, Stäbe und Liederbücher). 

Schauturnen waren die erste Werbung und gleichzeitig Öffentlichkeitsarbeit: In den ersten Vereinsjahren einmal im Winter, meistens im Saal des Vereinslokals Michelsen, und einmal im Sommer auf den Höfen von Wilkens und Wehrt. 

In der Hauptversammlung des Jahres 1895 legt der Schriftwart Johannes Dittmann sein Amt nieder und leider fehlen von da ab bis zum Juli 1925 jegliche Aufzeichnungen. Einzige Ausnahme ist die Spendenliste vom 2. Juni 1920. Angeregt von der Deutschen Turnerschaft fanden Werbeläufe  zur Geldbeschaffung von Turnhallenbauten, Geräten usw.  statt. In Jork war aber das Wetter so schlecht, dass kein zahlendes Publikum kam. Deshalb machte man eine Haussammlung vom 2. Juni bis zum 1. Oktober 1920 mit dem Ergebnis von 4.214,-- Mark, eine Nachsammlung bis zum 25. Dezember 1920 erbrachte nochmals 286,15 Mark. 

Trotz fehlender Protokolle ist aus dieser Zeit zu berichten, dass der Verein bis 1911 in dem ersten Vereinslokal Michelsen verblieben ist. Während der Sommerzeit wurde der Turnbetrieb auf dem Platz der Gebrüder Wehrt durchgeführt. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges 1914 hatte der Turnbetrieb sich erweitert, so dass sich der Saal im Gasthaus Michelsen als zu klein erwies und der Verein den Altländer Hof von Wilhelm Lohmeyer als neues Vereinslokal bestimmte. Dort war der Verein bis zum Jahre 1919 untergebracht. Da dieser Saal aber zur Kraftwagenhalle umgebaut wurde, wechselte man nochmals die Sportstätte und bestimmte den Schützenhof der Gebrüder Wehrt zum Vereinslokal. 

Die Aktivitäten des Vereins nahmen weiter zu. Am Bezirksturnfest des Aue-Este-Lühe-Bezirks in Ahlerstedt 1913 war der TuS Jork mit 16 Wettkampfturnern teil und alle errangen einen Preis, darunter einen 1., zwei 2. und einen 3. Preis. 

Die turnerische Vereinsarbeit litt naturgemäß darunter, dass die Turnübungen im Saal eines Gasthauses stattfanden und dieser Saal auch für alle anderen Veranstaltungen genutzt wurde. Deshalb musste recht häufig eine Übungsstunde verlegt werden oder sogar ausfallen. 

Erstmals im Jahre 1927 bestand die Absicht, eine vereinseigene Turnhalle zu bauen und einen eigenen Sportplatz anzulegen. Im Laufe der folgenden Jahre wurden verschiedene Projekte verfolgt, jedoch keines verwirklicht. Trotzdem entwickelte sich der Verein positiv weiter. Es folgte die Gründung von Abteilungen für Frauen, Turnerinnen, Mädchen und Knaben. Auch der allgemeine Spielbetrieb wuchs. Deshalb wurde der Bau einer Turnhalle weiter verfolgt und ein Turnhallenbaufond vom Verein angelegt und aufgefüllt. Als dann nach 1933 durch die staatlichen Gliederungen auch die Schulträger und Gemeindeverbände mehr als bis zu diesem Zeitpunkt zur Förderung der Jugendpflege und „Jugendertüchtigung“ verpflichtet wurden, befasste sich auch die Gemeindevertretung Jork mit dem Plan, eine Turn- und Sporthalle mit einem Jugendheim in Jork zu errichten. 

Im Jahre 1934 erklärten sich die Vereinswirte Gebrüder Wehrt bereit, der Gemeinde Jork den Bauplatz für eine Turn- und Sporthalle zu schenken. Jetzt nahm das Projekt greifbare Formen an. Die von der Gemeinde erbaute Turnhalle wurde am 19. November 1935 eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben. Mit Hilfe des vom Verein angesammelten Turnhallenbaufonds war es möglich, die Einrichtung der Halle zu erwerben. 

Neben der Turnhalle wurde von der Gemeinde Jork 1938 die Reithalle, die heutige Festhalle, errichtet. 

Jetzt endlich hatten die Sport treibenden Verbände und auch die Schulen die Möglichkeit, einen geregelten Übungsbetrieb durchzuführen. Viele Nachbarvereine mussten sich noch lange Jahre mit dem Provisorium "Gasthaussaal" behelfen. 

Weil neben dem Geräteturnen aber auch verschiedene Spielformen in der Turnbewegung immer mehr Eingang fanden, war die Schaffung eines Sportplatzes die nächste Aufgabe. Durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden diese Bemühungen gestoppt. Die Schwierigkeiten der Kriegsjahre und die Beschlagnahme der Turnhalle für die Einlagerung von Getreide sowie die Einquartierung der in Jork stationierten Bautruppen zur Behebung der Bombenschäden führten zur völligen Einstellung des Turnbetriebes. Nach dem Zusammenbruch des "Dritten Reiches" folgte 1945 die Beschlagnahme der Turnhalle durch englische Truppen und danach die Belegung mit Flüchtlingen aus den ostdeutschen Provinzen. 

Neubeginn nach 1945 

Die englischen Truppen zogen bald ab. Durch die Initiative der früheren Turner wurde mit der Genehmigung der Besatzungsmächte der Turn- und Sportbetrieb wieder aufgenommen. 

Am 1. Januar 1947 zählte der Verein wieder 396 Mitglieder. Zur weiteren Mitgliederwerbung wurde ein Schauturnen für den 3. April 1949 angesetzt. 

Mit der Angliederung der Fußballabteilung des MTV Wisch an den TuS Jork rückte die Schaffung eines Sportplatzes verstärkt wieder in den Vordergrund, zumal die bisher im Außendeichbereich liegenden Spielplätze in Wisch und Borstel vom Hochwasser immer wieder überflutet wurden. 

Und wieder half der Vereinswirt mit einem Gelände am Schützenhof, das er dem Verein zur Nutzung zur Verfügung stellte. 1954 wurde der Sportplatz auf Grand eingeweiht. 

Die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Niederelberaumes wirkte sich auch in Jork aus. Die Zunahme der Einwohnerzahlen und die außerordentlich dynamisch verlaufende Vereinsentwicklung ließen diese Einrichtung bald an ihre Nutzungsgrenzen stoßen.

Im Rahmen des Neubaus eines Schulzentrums in der Schulstraße wurde im September 1978 auch eine große Dreifach-Sporthalle eingeweiht, die außerhalb der Belegungszeiten durch die Schule sowohl vom TuS Jork als auch vom MTV Wisch genutzt werden durfte. Das brachte eine deutliche Entspannung, die aber nur wenige Jahre anhielt. Die Mitgliederzahl war mittler-weile auf über 1.500 angestiegen, so dass es unvermeidbar war, in der eigentlich für Sport nicht geeigneten Festhalle Übungsstunden für Dance und Judo sowie Gesundheitssportkurse abzuhalten. 

Da eine Festhalle natürlich auch für Feste, Tanz- und Musikveranstaltungen, für Theater-Proben und -Aufführungen, für Ausstellungen, Tagungen usw. zur Verfügung stehen muss, konnte der TuS seine Übungsstunden häufig nicht durchführen – auf die Dauer eine sehr missliche Situation. 

Da nicht absehbar war, ob und wann der Engpass für einige Hallensportarten durch Investitionen der Gemeinde beseitigt werden kann, wurde schon Ende der 90er Jahre darüber diskutiert, ob und wie der TuS vereinseigene Sportstätten realisieren könnte. Die Gemeinde schien bereit, dem TuS eine dafür geeignete Fläche hinter der neuen Sporthalle zur Verfügung zu stellen. Der Verein beschloss daher auf der Jahreshauptversammlung 2004, von jedem Mitglied einen monatlichen Zusatzbeitrag von einem Euro als Baurücklage einzuziehen.

Als der TuS 2007 mit der konkreten Planung beginnen wollte und die Gemeinde darum bat, bezüglich des Grundstücks hinter der Sporthalle nun „Nägel mit Köpfen“ zu machen, galt plötzlich nicht mehr, was mündlich jahrelang Konsens war. Damit begann über Jahre eine fast endlose Geschichte. Mehrere Alternativvorschläge der Gemeinde und des TuS scheiterten allesamt aus politischen oder finanziellen Gründen.

Als dann Wilhelm Stubbe jun. Anfang 2013 den TuS fragte, ob der Verein sich vorstellen könnte, das ehemalige Keglerheim zweckentsprechend umzubauen, hat der TuS nach gründlicher Prüfung entschieden, das Gebäude zu pachten.

Die Baurücklage war inzwischen auf fast 300.000 Euro angewachsen. Mit den zusätzlichen Fördermitteln des Landessportbundes und der Gemeinde Jork sowie einem Baukosten-zuschuss des Verpächters konnte im Frühjahr 2014 der Umbau beginnen. Im November 2014 sind dann die Abteilungen Dance, Judo und Gesundheitssport aus der Festhalle in die erste vereinseigene Sportstätte nach Westerjork umgezogen und haben dort ihren Sportbetrieb aufgenommen.

Nachzutragen bleibt noch, dass am Schulzentrum im Juni 1987 eine Außensportanlage ihrer Bestimmung übergeben worden ist. Allen TuS-Mitgliedern, die das Sportabzeichen erwerben oder einfach Leichtathletik betreiben wollten, wurden endlich ideale Bedingungen geboten.

Leider darf der Fußballplatz bis heute aufgrund von Einsprüchen aus der Nachbarschaft nicht mit einer Flutlichtanlage ausgestattet werden. Deshalb müssen die Fußballer in den Winter-monaten nach wie vor auf dem kaum noch bespielbaren Grandplatz trainieren und dort auch Punktspiele durchführen.

Hier ist in Zukunft noch eine große Aufgabe zu lösen!